Navigator of Ignorance

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Donnerstag, September 16, 2004

Europas größte Gemeinschaft

Die österr. Qualitätszeitung derstandard, angeblich die Zeitung für Leser aber offensichtlich (siehe letzten Eintrag) immer weniger die Zeitung der Schreiber, bemüht sich seit kurzem vor allem um die authentische Weitergabe von Pressemeldungen. Wie sonst ist folgender Artikeleinstieg zu verstehen?

www.uboot.com, Europas führende Community und goldbach media, der Vermarkter elektronischer Medien, haben sich entschieden, in der Vermarktung der beiden großen Jugendmarken uboot.com und MTV zu kooperieren.

Uboot ist also Europas größte Gemeinschaft und goldbach ist der (=einzige?!) Vermarkter elektronischer Medien. Warum bitte zahlt die österr. Bundesregierung quasi im Auftrag der Bürger Millionen Euro an die Europäische Union wenn ja eigentlich Uboot die größte Gemeinschaft Europas ist. Ist jetzt Uboot größer als die EU? Musste die EU nur deshalb erweitern um mit Uboot mit zuhalten? Werden die USA Uboot beitreten? Was sagt Bush? Was sagt Kerry? Was sagt Bin Laden? Und muss die EU dann die Türkei aufnehmen um nicht noch mehr ins Hintertreffen zu geraten?

Fragen über Fragen die sku (RedakteurIn) wahrscheinlich auch nicht beantworten kann, sonst hätte sku hoffentlich nicht so einen Blödsinn geschrieben.

derstandard/etat Artikel

Dienstag, September 14, 2004

Die Muttermilch der Werbung

... kommt von Männern.
Insgeheim habe ich es ja schon immer vermutet. Auf derstandard.at/Etat habe ich jetzt aber den endgültigen Beweis gefunden:

Die Agentur Young & Rubicam Wien entsendet vier Vortragende um den künftigen Werbern Lust auf strategisch richtige und kreative Markenwerbung zu machen.

Thomas Kratky und Andreas Berger, Alois Schober und Christian Strassner – vier Werbeexperten, halten im kommenden Semester ein Markenseminar für Stundenten der Werbeakademie am WIFI Wien, die von ihrer jahrelangen Erfahrung rund um erfolgreiche Marken profitieren.

Über das Ziel sind sich alle vier einig: Künftigen Werbern bereits mit der Muttermilch mitzugeben, dass gute Werbung zuallererst strategisch richtig und dann kreativ singleminded am Punkt sein muss.


Das einzige was hier mit Sicherheit singleminded ist, ist die Metapher. 4 Männer stellen sich 1 Semester lang, um künftigen Werbern bereits mit der Muttermilch mitzugeben was gute Werbung ist. Vielleicht gibt es ja auch eine Einheit wie man die richtigen Worte findet!

Artikel

PS: Vielleicht kann ja jemand eine Milchpumpe mitnehmen.

Montag, September 13, 2004

Der Mehrwert der Buchhandlung

Ich kaufe gerne Bücher. Sowohl Online als auch Offline. Amerikanische Bücher kaufe ich leiber Online. Warum? Bestellen muss man sie zumeist sowieso und damit fällt der Vorteil des Buchladens, nämlich das blättern und schmökern weg.
Donnerstag habe ich von einem interessanten Buch im Netz gelesen, mir anschliesend bei Amazon die Reviews durchgelesen und bin dann, wie an so vielen Freitagen, auf Schnäppchenjagd in die örtlichen Buchläden marschiert. Natürlich stolpere ich dabei über das aktuelle Buch. Aber es ist in Zellofan (neue Rechtschreibung?) eingepackt. Meine Entscheidung es zu kaufen stand schon zielmlich sicher fest, trotzdem möchte ich natürlich ein wenig drin blättern und vergewissern dass es in Ordnung ist. Kostet ja immerhin 30 Euro. Ich packe das Buch also aus blättere es durch, finde noch zwei weitere Bücher die mir gefallen und gehe, mitsamt Zellofan und Preispickerl zur Kassa.

"Welche Verkäuferin hat Ihnen das Buch ausgepackt?" fragt mich die Dame an der Kasse. Darauf ich etwas verwundert:"Niemand. Ich wollte es mir nur durchschaun ob alles passt. Die Verpackung ist eh dabei." "Das dürfen Sie aber eigentlich nicht", meint die Verkäufern. "Ich kaufe es ja eh und die Verpackung ist auch dabei" antworte ich kurz und mit verständnislosem Tonfall. "Ja, Sie sind ordentlich, aber viele andere Menschen sind das nicht", sagt die Verkäuferin. Fein dass ich ordentlich bin und mir trotzdem das Lamento anhören muss, denke ich. Ich zahle, immerhin 52 Euro, und verlasse verärgert das Geschäft.

Worin liegt der Mehrwert eines Buchladens wenn ich nicht in den Büchern blättern darf? Zumindest für mich ist Bücher kaufen mehr als die Wurstsemmel beim Billa kaufen. Dabei gehts es um Athmosphäre, um Entschleunigung und ganz oft um ein nicht-gerichtetes, fast schon interesseloses Wohngefallen. Quasi ein l´art pour l´art. Da ist der Buchladen dem Onlineshop weit überlegen. Überflüssig zu sagen dass die Amerikaner dies schon längst kapiert haben und dezidiert Lesebereiche in ihre oftmals Megastores einbauen. In Österreich ist man schon froh wenn man irgendwo einen Klappsessel auf dem man kurz Platz findet um bequemer schmökern zu können.

Der Vorteil des Buchladens ist, dass er eine Erfahrungswelt mitliefern kann, die kein Onlineshop bieten kann. Rezensionen sind ein sehr guter Ansatz und auch Exzerpte machen Sinn, können die haptische Erfahrung beim browsen durch die Regale aber nicht wirklich ersetzen. Ich bin neugierig wann der österreichische Buchhandel aufhört sich hinter der Buchpreisbindung zu verstecken und beginnt das Erlebnis Buchkauf zu implementieren. Alles andere geht Online mindestens gleich gut.

Donnerstag, September 02, 2004

Howard Rheingold gibt in einem Interview im Business Week einen Hinweis auf zwei interessante Ansätze zu Open Source.

Then there's open source [software]. Steve Weber, a political economist at UC Berkeley, sees open source as an economic means of production that turns the free-rider problem to its advantage. All the people who use the resource but don't contribute to it just build up a larger user base. And if a very tiny percentage of them do anything at all -- like report a bug -- then those free riders suddenly become an asset.

And maybe this isn't just in software production. There's [the idea of] "open spectrum," coined by [Yale law professor] Yochai Benkler. The dogma is that the two major means of organizing for economic production are the market and the firm. But Benkler uses open source as an example of peer-to-peer production, which he thinks may be pointing toward a third means of organizing for production.


Und es wäre nicht Howard würde er hinter diesen Trends nicht eine fundamentale Veränderung der ökonomischen Produktion vermuten. Lesenswert.

Business Week Interview